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Selbstständig machen vs. Angestellt sein: Was passt besser zu Dir?

In diesem Beitrag möchte ich einmal die Festanstellung und die Selbstständigkeit zu bestimmten Aspekten gegenüberstellen. Denn immer mehr Angestellte spielen mit dem Gedanken, sich selbstständig zu machen. Es geht bei diesem Beitrag nicht darum, zu bewerten, was besser ist. Am Ende solltest Du viel mehr wissen, was besser zu Dir passt. Denn abgesehen von augenscheinlichen Vorteilen auf beiden Seiten, ist man häufig aufgrund der Persönlichkeitsstruktur der eine oder der andere Typ. Finde jetzt heraus, was besser zu Dir passt.

1. Arbeitsumfang

Wer mehr oder weniger arbeitet, lässt sich schwer sagen. Tendenziell kann man sagen, dass Selbstständige mehr arbeiten, da sie als Unternehmer nicht nur ihren eigentlichen Aufgaben nachkommen müssen, sondern sich auch um unternehmerische Dinge wie Steuern, Mitarbeitersuche und Unternehmenswachstum kümmern müssen. Da man als Selbstständiger ein Risiko trägt, also verantwortlich für das Bestehen oder Nicht Bestehen des Unternehmens ist, geben Selbstständige grundsätzlich mehr Gas, insbesondere zu Beginn der Selbstständigkeit. Sobald sich das Unternehmen etabliert hat, kann es durchaus sein, dass Selbstständige auch weniger arbeiten als Angestellte.

Grundsätzlich liegt es in der Persönlichkeitsstruktur von Selbstständigen verankert, tendenziell mehr als zu wenig zu arbeiten.

Wenn Selbstständige allerdings ein digitales Geschäftsmodell haben, das sie skalieren können, dann kann es durchaus sein, dass auch 1-4 Stunden Arbeit pro Tag ausreichend sind.

2. Arbeitszeiten

Bei der Anstellung ist es häufig das klassische 9to5 Modell bzw. 8 Stunden arbeiten von montags bis freitags inklusive Gleitzeit. Kulanz bei Arztterminen oder Handwerkerterminen ist bei den meisten Arbeitgebern gegeben. Aber es gibt auch strengere Setups, die keine Gleitzeit bieten und den Arbeitsstart um 7 Uhr verlangen, ob Du ein Morgenmensch bist oder nicht. Bei bestimmten Berufsgruppen wie Krankenhauspersonal oder Flughafenpersonal sind Frühschichten und Spätschichten die Normalität. Man kann also sagen: Der Arbeitgeber und der gewählte Beruf bestimmen die Arbeitszeit.

Als Selbstständiger/Unternehmer können Arbeitszeiten wesentlich flexibler gewählt werden. Das heißt nicht, dass weniger Arbeit da ist, es heißt nur, dass Flexibilität herrscht. Meetings können bewusst nur auf bestimmte Uhrzeiten und Tage gelegt werden. Jeder private Termin kann im Laufe des Tages wahrgenommen werden. Oder man entscheidet sich dafür, an einem Mittwoch mal nicht zu arbeiten. Auf der anderen Seite bedeutet es, dass man auch mal an einem Sonntag arbeitet oder um 23.30 Uhr an einem Montagabend. Denn flexibel bedeutet nicht gleich weniger Arbeit.

3. Arbeitsorte

Tendenziell sind Unternehmer flexibler, was die Wahl des Arbeitsortes angeht. Es sei denn, es wird ein Unternehmen gegründet, dass z.b. eine Fertigung an einem bestimmten Standort hat und wo das Management von Personal vor Ort notwendig ist. Aber auch bei einem Setup mit festen Standorten und vielen Mitarbeitern, kann man sich als Unternehmer natürlich leichter zurückziehen und ortsunabhängig arbeiten. Wenn es keinen Unternehmensstandort oder Mitarbeiter gibt, dann ist weltweites ortsunabhängiges Arbeiten kein Problem.

Die Frage ist eher: Wieviel bringt ortsunabhängiges Arbeiten wirklich? Denn viele träumen vom Arbeiten unter Palmen oder Ähnlichem. Aber die Realität von ortsunabhängigen Arbeiten ist: Schlechtes bis gar kein WLAN, schlechte Stühle und dadurch eine schlechte Haltung, laute und störende Hintergrundgeräusche, die Sonne blendet das Display vom Laptop, usw. … Die Frage ist: Kannst Du Dich bei so viel Ablenkung und schlechten Bedingungen auf Deine Arbeit konzentrieren? Wer viel Arbeit hat, für den ist viel Reisen und stetiger Ortswechsel nicht immer ein Segen.  Was willst Du auf Mallorca, wenn Du Minimum 8 Stunden pro Tag arbeiten musst? Ist nur eine teure Workation und Du hast kaum etwas gesehen. Diese Punkte sollten sowohl Selbstständige als auch Angestellte beim ortsunabhängigem Arbeiten bedenken.

Aber die Vorteile der Flexibilität eines Arbeitsortes sind natürlich dennoch nicht von der Hand zu weisen. In vielen Situationen ist es sehr hilfreich, z.b. bei einem verlängerten Wochenende oder der Kombination aus Arbeit und Urlaub. 

Als Angestellter ist man häufig an das Büro gefesselt, insbesondere seitdem die Unternehmen vom Home Office wieder zurück zur Büropflicht wechseln. Ein Hybridmodell aus Home Office und Büro ist das gängigste Modell heutzutage. Allerdings bedeutet Home Office nicht gleich Ortsunabhängigkeit, je nachdem was vertraglich festgelegt wurde. Einige Unternehmen erlauben Home Office nur in den eigenen 4 Wänden, andere bieten zumindest europaweites Home Office an, die wenigsten weltweites Home Office. Dein Unternehmen beschränkt Dich also häufig auf Deinen Wohnort oder auf deutschlandweites Arbeiten. 

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4. Dein eigener Boss sein vs. einen Boss haben

Wenn Du einen Vorgesetzten hast, dann kann das sowohl gut als auch schlecht sein. Vielleicht hast Du eine gute Führungskraft als Angestellter, mit der man gut zusammenarbeiten kann und das Arbeitsumfeld förderlich ist. Aber einer der Hauptgründe, warum sich viele selbstständig machen wollen, ist schlechte Führung. Denn die gelebte Realität ist, dass Führungskräfte häufig unfähig sind und man als Angestellter darunter leidet. 

Als Selbstständiger genießt Du die augenscheinlichen Vorteile, wie Arbeitszeit, Arbeitsort, Arbeitsumfang, Arbeitsprozesse und Arbeitsinhalte selbst zu wählen. Die Frage ist hier eher, ob Du die Verantwortung und das Risiko als Unternehmer tragen möchtest. Kannst Du Dir selbst in den Hintern treten und diszipliniert an Deinen Aufgaben arbeiten oder brauchst Du den Druck eines Vorgesetzten und die Arbeitsstruktur eines Unternehmens, um Deine Arbeit zu erledigen?

Denn die Wahrheit ist: die meisten Menschen können mit Freiheit gar nicht umgehen. Sie brauchen gesellschaftliche Regeln, einen Vorgesetzten, der klare Vorgaben macht und Arbeitsprozesse, die den Weg weisen. Das bedeutet weniger Verantwortung für das eigene Leben zu tragen und das wiederum bedeutet weniger Stress. Das Leben wird von außen strukturiert und man lebt in dieser Struktur – es ist eben einfacher. Als Unternehmer musst Du Dir Struktur selbst geben, Disziplin haben, Verantwortung für Entscheidungen übernehmen, Risiken tragen und Dich auf Dich selbst verlassen. Ein Netz ohne doppelten Boden.

Selbstständig machen bedeutet definitiv mehr Verantwortung zu tragen und Du musst wissen, ob Du dafür bereit bist oder ob ein strukturierter Alltag ohne Risiken besser für Dich geeignet ist. 

5. Risiken der Selbstständigkeit: Bist Du bereit sie zu tragen?

Wie bereits erwähnt, hast Du in der Anstellung keinerlei Risiko. Egal, wie Dein Projekt verläuft, Du wirst am Ende des Monats bezahlt. Gibt es vielleicht mal ein Gespräch mit dem Chef über schlechte Leistung? Vielleicht. Aber bezahlt wirst Du so oder so. Und genau das hält Angestellte in Unternehmen. Denn der Lohn wird unabhängig von der Arbeitsleistung jeden Monat ausgezahlt. Und egal wie schlecht die Arbeitsbedingungen sind, am Ende des Monats gibt es Cash und die Rechnungen können bezahlt werden. Man ist in einer sehr bequemen Situation. Als Unternehmer wiederum wirst Du nur bezahlt, wenn Du Leistung erbringst. Niemand bezahlt Dich, wenn Deine Dienstleistung schlecht ist.

Selbstständig machen wird aus folgenden Gründen häufig nicht gewagt:

  • Das in Frage stellen der eigenen Leistungen – Bin ich gut genug, um für meine Fähigkeiten bezahlt zu werden? 
  • Habe ich unternehmerische Fähigkeiten wie Kundenakquise und Marketing, um von meinem Unternehmen leben zu können?
  • Bin ich bereit, immer Leistung zu erbringen? Denn für schlechte Leistungen oder wochenlange Krankheit wird man nicht bezahlt.
  • Bin ich bereit, Verantwortung zu übernehmen und auch außerhalb von 9to5 Strukturen meinen Arbeitsalltag zu meistern?
  • Kann ich Verantwortung für Mitarbeiter übernehmen?
  • Bin ich bereit, ständig meine Komfortzone zu verlassen?
  • Erlaubt es mein bisheriger Lifestyle? – Hast Du z.b. 3 Kinder oder bist Du Single, der gerne reisen geht?

Fazit

Ich hoffe, Du hast jetzt ein paar Anhaltspunkte erhalten, an denen Du abwägen kannst, ob Du Dich selbstständig machen möchtest oder nicht. Bist Du ein Nestbauer oder ein Nestnutzer? Möchtest Du ein Unternehmen aufbauen oder für ein Unternehmen arbeiten? Beides ist gut – die Frage ist: Was passt besser zu Dir?

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