8 Red Flags bei Freelancer Jobs
Leider wird man als Freelancer immer wieder mit unwürdigen Ausschreibungen konfrontiert. Unwürdige Angebote kommen meist dann zustande, wenn recht junge Unternehmen wenig Kapital zur Verfügung haben, aber Manpower einkaufen wollen. Der Struggle ist zwar verständlich: Kein Kapital und fehlendes Knowhow, aber der Wunsch nach Unternehmenswachstum besteht. Dass dieses Dilemma nicht auf dem Rücken eines Freelancers ausgetragen werden sollte, wollen viele Unternehmen nicht verstehen. Und so kommen unwürdige Angebote zustande, die alles andere als ein faires Angebot sind.
Gott sei Dank lässt sich sehr rechtzeitig erkennen, ob jemand ein schwarzes Schaf ist oder nicht. Zum einen gibt die Stellenbeschreibung aufgrund von Formulierungen bereits Aufschluss. Zum anderen kann man spätestens bei einem ersten persönlichen Kontakt per Telefon, Zoom oder Mail heraushören, ob es sich um eine seriöse Zusammenarbeit handelt oder nicht.
Arbeiten auf Augenhöhe darf man von Unternehmer und Unternehmer eigentlich erwarten. Leider wollen sich viele Unternehmer an anderen bereichern. Werde kein Teil davon. Du bist Freelancer geworden, damit Du Dir nicht alles gefallen lassen musst. Sei stark und bleibe Deinen eigenen Werten treu, habe das Selbstbewusstsein Freelance Jobs abzulehnen, wenn sie entgegen Deiner Wertvorstellungen sind.
Inhalt
Hier habe ich Dir 8 Red Flags zusammengefasst:
1. “Die Vergütung ergibt sich aus dem erwirtschafteten Umsatz.”
Bei solchen Formulierungen sollten alle Alarmglocken bei Dir angehen und Du solltest das Desktopfenster ganz schnell wieder schließen. Denn da möchte jemand, dass Du umsonst arbeitest oder für eine ziemlich miese Vergütung.
Wieso das ein absolutes No Go ist, liegt auf der Hand: Eine Umsatzbeteiligung ist nur fair, wenn es einen zusätzlichen Bonus neben Deinem vereinbarten Stundensatz oder Paketpreis darstellt. Diese Form der Vergütung ist allerdings meist nur unter Vetrieblern üblich, die neben ihrem Fixum noch eine Umsatzbeteiligung bekommen. Dort macht die Umsatzbeteiligung auch Sinn, weil sich ganz klar vom Vertriebler belegen lässt, mit wie vielen Neukunden er einen Vertrag über ein bestimmtes Produkt abgeschlossen hat und sich dadurch genau ermitteln lässt, wie hoch der Umsatz für das Unternehmen sein wird.
Der andere Fall wäre, dass Dir das Unternehmen mitgehört und Du am Ende des Jahres eine Ausschüttung auf Basis des Unternehmensgewinns erhältst. Aber wenn diese beiden Fälle nicht eintreten, dann ist eine Vergütung basierend auf Umsatz zum einen frech und zum anderen nicht nachvollziehbar. Der Unternehmer müsste Dir ja seine Umsätze vorlegen und ich bin mir sicher, dass er das nicht tun wird oder nicht mit offenen Karten spielen würde. Ein Betrug, um Deine Vergütung möglichst gering zu halten, ist hier wahrscheinlich zu erwarten.
Zum anderen bist Du ja nicht alleine für den Umsatz des Unternehmens zuständig. Zahlreiche Faktoren haben Einfluss auf den Umsatz eines Unternehmens, insbesondere der Unternehmensgründer. Und Du bist schließlich nicht für den Misserfolg einer anderen Person zuständig.
Last but not least: Du erbringst eine Dienstleistung mit einem bestimmten erwarteten Ergebnis. Das ist ein klar überschaubares Arbeitspaket, für das Du Zeit aufbringst und ein vereinbartes Ziel erreichst. Leistung und Einsatz lassen sich also klar erkennen und diese Leistung kann ganz einfach gesondert abgerechnet werden.
Du bist nicht für den Unternehmensumsatz verantwortlich, sondern der Unternehmer. Also solltest Du auch nicht auf Basis von Umsatz vergütet werden.
2. “Die Vergütung erfahren Sie, wenn Sie in die nächste Runde kommen.”
Run Forrest, Run. Eine Vergütung, die erst möglichst spät im Bewerbungsverfahren bekannt gegeben wird, ist ein klares Indiz für eine miese Bezahlung. Zum einen wollen Dich diese Unternehmen möglichst tief in ihren Kaninchenbau führen, damit Du schnell das Gefühl bekommst, dass Du ein Teil davon werden möchtest und weil Du bereits Zeit investiert hast. Zum anderen wissen diese Unternehmen ganz genau, dass sie schlecht zahlen und sie wollen daher vermeiden, dass zu viele Personen darüber Bescheid wissen. Das heißt, die Bewerber, die es nicht in die zweite Runde schaffen, werden es niemals erfahren. Man möchte durch die Geheimniskrämerei einen negativen Ruf vermeiden.
Bitte in diesem Fall vor einem ersten Gespräch nach klaren Informationen zur Vergütung, damit Du einschätzen kannst, ob diese Freelancer Jobs für Dich in Frage kommt oder nicht. Wenn Du wieder mit haltlosen Ausreden abgewimmelt wirst, dann distanziere Dich von diesem Angebot.

3. “Wir zahlen sogar über dem Mindestlohn.”
Da weiß man nicht, ob man lachen oder weinen soll. Eine eindeutige Formulierung für eine miese Bezahlung. Der gesetzliche Mindestlohn liegt bei 12,82€ (Stand Januar 2025). Was bedeutet dann über dem Mindestlohn? Wohl eher 15 Euro anstatt 75€.
Und wieso wird überhaupt dieser Vergleich genutzt? Der Mindestlohn ist für Angestellte und hat mit Freelancer Jobs herzlich wenig zu tun. Zusätzlich müssen wir und als Freelancer ja selbst um Krankenversicherung, Rente und Rücklagen für Steuern kümmern. Und damit würde unser Stundenlohn dann ganz sich sogar unter den Mindestlohn fallen. Da lohnt es sich ja mehr kellnern zu gehen oder Hartz IV zu beziehen. Traurig, aber wahr. Diese Formulierung ist eine riesige Red Flag und schreit nur nach Verachtung.
4. “Wir senden Ihnen per Email alles für Ihren ersten Auftrag – Gespräch nicht notwendig.”
Nachdem Du Dich auf einen Freelancer Gig beworben hast, erhältst Du direkt am gleichen Tag noch eine Email, in der Interesse an einer Zusammenarbeit bekundet wird. Im Laufe des Tages werden Dir erste Aufgaben, Zugangsdaten und Verträge zugesendet, ohne, dass jemals ein persönliches Telefonat oder Zoom-Meeting stattgefunden hat. Deine Angaben bei der Bewerbung über Stundensatz, Paketpreis, Verfügbarkeit und Starttermin werden ignoriert und Du bekommst Standard-Emails mit einem Dir vorgesetzten Stundenlohn, der niemals vereinbart oder besprochen wurde.
Ich empfehle Dir die Emails gleich zu löschen und das Unternehmen auf der Freelancer-Börse auch direkt zu melden. Erstens, starte niemals einen Zusammenarbeit, ohne ein persönliches Gespräch geführt zu haben. Ein persönliches Gespräch ist ein MUSS für beide Seiten. Der Unternehmer muss daran interessiert sein, Dich persönlich kennenlernen zu wollen. Und Du kannst in einem direkten Gespräch noch besser eruieren, ob der Gig und das Unternehmen etwas für Dich ist oder nicht. Außerdem ist es respektlos Dir einfach Emails mit Angaben zusenden, ohne auf Dich und Deine Bedürfnisse eingegangen zu sein. Du bist kein Roboter, sondern ein Mensch.
5. “Sie müssen zuerst kostenlos Probearbeiten.”
Im Vergleich zu den anderen Red Flags eher harmlos und kein absolutes No Go, aber ich würde dennoch davon abraten. Probearbeiten sind verständlich, schließlich will niemand die Katze im Sack kaufen. Aber eine Probearbeit kann ja auch bezahlt werden. Denn das Risiko für das Unternehmen ist minimal. Im schlimmsten Fall bezahlen sie Dich einmalig und ihr vereinbart keine weitere Zusammenarbeit. Eine bezahlte Probearbeit ist für Unternehmen also finanziell nicht der Rede wert, man hat sich ja noch nicht vertraglich aneinander gebunden.
Aus dem Grund empfehle ich Dir darauf hinzuweisen, dass Du nur bezahlte Probearbeiten zu Deinem üblichen Stundenlohn anbieten kannst. Ggf. kannst Du einen vergünstigten Stundenlohn anbieten, um dem Unternehmen zu signalisieren, dass Du bereit bist, Probe zu arbeiten, aber dass Arbeit eben seinen Wert hat. Mach hier Deinen Standpunkt klar: Du bist etwas wert und Deine Arbeit auch. Wenn es ein gutes Unternehmen ist, respektieren sie Dich umso mehr. Arbeite wirklich nur in Ausnahmefällen umsonst und auch nur dann, wenn es sich um maximal 1-4 Stunden Aufwand handelt.

6. “Achja, Sie müssen nur noch die Risikohaftung unterschreiben.”
Dass Du noch zahlreiche Dokumente unterzeichnen sollst, die Dich unter anderem haftbar machen, wird häufig erst erwähnt, wenn ihr bereits eine Zusammenarbeit vereinbart habt. Das ist bereits eine unfaire Vorgehensweise. Auch hier wird draufgesetzt, dass Du bereits Zeit investiert hast und es Dir bis zu diesem Punkt alles gefallen hat, in der Hoffnung, dass Du dann auch alles unterzeichnest.
Kein Freelancer Gig ist es wert, dass Du Dich durch irgendeine Unterschrift haftbar machst. Du bist lediglich ein Freelancer, der für eine bestimmte Aufgabe arbeitet. Aus welchem Grund solltest Du ein Risiko tragen, das in keinem Verhältnis steht? Es ist schließlich nicht Dein Unternehmen und der Unternehmer muss sein Risiko selbst tragen.
Was Du unterschreiben kannst, sind Geheimhaltungsvereinbarungen über z.b. Kundendaten. Aber nichts, was Dich haftbar machen kann. Natürlich kannst Du Dir jetzt sagen: “Ist kein Problem, ich arbeite zuverlässig und mache mich daher nicht haftbar.” Aber das Problem ist, dass selbst, wenn Du Deine Arbeit 100% erledigst, kann Dich der Unternehmer verklagen. Vielleicht ist er selbst Schuld und sucht jemand für seine Misere. Grundlos wird er Dich verklagen und Du hast das Problem. Bedenke: Unternehmen, die bereits so wenig Vertrauen in eine Zusammenarbeit haben, dass sie Dich als Freelancer in die Haftung nehmen wollen, denen ist auch zuzutrauen, dass sie es ausnutzen.
7. „Wir suchen eine virtuelle Assistenz für ….”
Die Masche der “virtuellen Assistenz-Suche”. Um Dich möglichst schlecht zu bezahlen, wird eine Stelle als virtuelle Assistenz ausgeschrieben. Aber was Unternehmen eigentlich suchen sind hochbezahlte Positionen wie Webdesign, Google Ads Experte oder Copywriter. Stattdessen lautet die Ausschreibung “virtuelle Assistenz für Social Media und facebook Ads”, “virtuelle Assistenz für Content Marketing”, usw.. Achte also genau darauf, was in der Stellenbeschreibung steht. Sind es wirklich nur Assistenzaufgaben, für die Du voraussichtlich auch nur bezahlt wirst oder sind es eigentlich Anforderungen an eine andere Stelle und damit auch an eine andere Bezahlung?
8. “Ich brauche Hilfe bei ….”
Ja, davon gibt es zahlreiche – die Hilferufe von Einzelunternehmern in irgendwelchen facebook Gruppen oder Freelancer Börsen, getarnt als lukrative Freelancer Jobs. Sie fragen nach Dienstleistungen, die sie eigentlich selbst beherrschen müssten, um als Selbstständige:r überhaupt zu überleben. Stattdessen versuchen sie, Kerndienstleistungen an einen Freelancer outzusourcen. Und drei Mal darfst Du raten, natürlich auch häufig unter dem Deckmantel der virtuellen Assistenz.
Glaub mir, Du möchtest nicht für jemanden arbeiten, der eigentlich selbst gar nicht selbstständig sein sollte. Die Unfähigkeit dieser Person lässt sich relativ einfach aus dem Beitrag herauslesen. Frag Dich bei Ausschreibungen immer: Ist das wirklich eine Ausschreibung eines Unternehmers oder eines Jammerlappens, der selbst nichts alleine kann.
Fazit
Besonders als Freelance Frischling kann man auf unseriöse Angebote hereinfallen, weil man aufgrund des benötigten Auftrags alles annimmt, was man kriegen kann. Allerdings ist das kurzfristig gedacht und wird Dir früher oder später auf die Füße fallen. Mein Appell an Dich: Wenn Du von Beginn an Red Flags bei Feeelancer Jobs erkennst oder einfach ein ungutes Bauchgefühl hast, dann nimm den Auftrag nicht an. Viel Erfolg bei der Suche nach Freelancer Jobs – nun weißt Du, worauf zu achten ist!
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